Informationsdarstellung

Einleitung

In diesem Modul beschäftigen wir uns damit, wie Informationen auf Grundlage von Daten dargestellt werden. Dazu sollen zuerst die zentralen Begriffe erläutert werden.

Informationen und Daten sind zentrale Objekte der Informatik, wie in den Fachanforderungen zum inhaltsbezogenen Kompetenzbereich “Daten und Informationen” festgestellt wird:

Informatik ist die Wissenschaft von der systematischen Darstellung, Speicherung, Verarbeitung und Übertragung von Informationen.
Insofern sind Daten als Repräsentation von Informationen Grundlage jeglicher Informationsverarbeitung.

Obwohl die Begriffe “Daten” und “Informationen” in der Umgangssprache oft gleichbedeutend verwendet werden, muss deutlich zwischen beiden Begriffen unterschieden werden:

  • Daten (Singular: “Datum”) sind einzelne “nackte” Werte oder Fakten, aus denen Information besteht, die aber nicht gleichbedeutend mit Information sind.1 Erst indem Daten strukturiert, in einen bestimmten Kontext gesetzt und interpretiert werden, entsteht aus Daten Information.
  • Information besteht nach der gängigen Definition aus mindestens einem Datum oder mehreren Daten, die wohlgeformt sind und Bedeutung tragen.2

Vereinfacht ausgedrückt ist also Information = Daten + Bedeutung.
Information lässt sich durch Daten darstellen und Daten liefern Information, indem sie gedeutet werden.

Beispiel: Die Zeichenfolgen 10:30, 12:15, 15:20 sind Daten, aber noch keine Information, da ihre Bedeutung nicht bekannt ist. Es könnte sich um Uhrzeiten handeln, aber auch um Punktestände von Basketballspielen oder um Abstimmungsergebnisse. Auch wenn durch den Kontext festgelegt ist, dass es sich um Uhrzeiten handelt, beschreiben die Daten noch keine brauchbare Information – dazu benötigen wir beispielsweise noch als weiteres Vorwissen, dass sie die nächsten Abfahrtzeiten eines bestimmten Zuges angeben.

Syntax und Semantik

Die “Wohlgeformtheit” der Daten bedeutet, dass sie bezüglich bestimmter Regeln richtig repräsentiert sind, also beispielsweise nur zulässige Zeichen enthalten und eine bestimmte Struktur haben. Regeln zur Zusammensetzung von Zeichenfolgen aus einzelnen Zeichen werden als Syntax bezeichnet.3 Die Interpretation der Datenrepräsentationen, also die Zuordnung von Bedeutung zu den Zeichenfolgen, heißt Semantik.

Beispiel: Für Daten, die in Formulare eingetragen werden, wird oft eine Syntax festgelegt, die vorschreibt, wie die Daten formal anzugeben sind. Für eine Uhrzeit kann etwa vorgegeben sein, dass sie mit 2 Ziffern beginnt, danach kommt ein Doppelpunkt und anschließend weitere 2 Ziffern. Zeichenfolgen wie 1:30 oder 10 Uhr wären hier also syntaktisch nicht korrekt. Die Zeichenfolge 99:99 wäre in diesem Beispiel dagegen syntaktisch korrekt, aber semantisch nicht sinnvoll.

Einzelne Daten liefern meist nur wenig Information. Durch Datenverarbeitung lässt sich aus mehreren Daten weitere Information ableiten. Damit Information nützlich oder brauchbar ist, muss also eine Fragestellung vorliegen, zu deren Beantwortung die bedeutungstragenden, wohlgeformten Daten verwendet werden können.

Einzelne Temperaturmesswerte stellen beispielsweise Daten mit einem geringen Informationsgehalt dar, aus denen wir relevantere Information ableiten können, indem wir etwa den Mittelwert, Höchstwert oder Verlauf für einen bestimmten Zeitraum auswerten und ggf. in Bezug zu anderen Messdaten oder Ereignissen setzen. Dabei muss natürlich berücksichtigt werden, dass durch statistische Auswertungen auch falsche Schlüsse gezogen werden können.

Ein wichtiger Anwendungsbereich der Informatik – das Data Mining – beschäftigt sich genau damit, Informationen aus Messdaten zu gewinnen, indem computergestützt nach Mustern, Trends oder Zusammenhängen in meist sehr großen Datenbeständen (“Big Data”) gesucht wird, die bisher unbekannt und nützlich sind. Dazu werden auch in zunehmendem Maße Verfahren der Künstlichen Intelligenz verwendet.

Codierung

Zur Repräsentation von Information bzw. der zugrundeliegenden Daten werden bestimmte Zeichen und syntaktische Regeln verwendet. Dabei kann dieselbe Art von Daten auch durch verschiedene Repräsentationen dargestellt werden: Ein Name lässt sich beispielsweise sowohl durch Buchstaben, im Morse-Code oder mit Hilfe des Fingeralphabets darstellen; ein Kalenderdatum kann im Format 12. August 2021, 12.08.2021, 2021-08-12 oder einfach als 18851 (= Tage seit dem 1.1.1970) darstellt werden.

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Codierung bezeichnet die Repräsentation abstrakter Information in einem konkreten Zeichensystem gemäß vereinbarter syntaktischer und semantischer Regeln, und wird darüber hinaus auch als Begriff für die Umwandlung einer Datenrepräsentation in eine andere verwendet.

Im Alltag sind wir umgeben von codierter Information: Beim Einkaufen finden sich Strichcodes zur Kennzeichnung auf Lebensmitteln, Büchern und anderen Artikeln, auf Eiern gibt ein Erzeugercode deren Herkunft an, Kfz-Kennzeichen codieren Information über die Zulassung von Fahrzeugen. Der QR-Code als zweidimensionales Pendant zum Strichcode ist allgegenwärtig, um schnell Informationen durch ein Kamerabild mit dem Handy abzufragen. In Chatnachrichten codieren wir Informationen piktografisch durch Emojis oder durch Abkürzungen, deren Bedeutungen bekannt sind.

Solche Beispiele eignen sich gut als Einstiegspunkt für das Thema “Codierung” im Schulunterricht.

Beispiel: Kfz-Kennzeichen

Ein Kfz-Kennzeichen (siehe Wikipedia) beginnt mit einem Unterscheidungszeichen (1–3 Buchstaben) für den Standort des Fahrzeugs, gefolgt von der Erkennungsnummer (in der Regel 1–2 Buchstaben, gefolgt von 1–4 Ziffern ohne führende Nullen, zusammen mit dem Unterscheidungszeichen aber nicht mehr als 8 Zeichen). Die Buchstaben- und Zifferngruppen werden üblicherweise durch Leerzeichen, seltener durch Bindestriche getrennt dargestellt. Diese Beschreibung legt sowohl den Aufbau (Syntax) als auch die Interpretation (Semantik) der Kennzeichen fest.

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Beispiel: Das Kfz-Kennzeichen ECK IG 987 gibt an, dass der reguläre Standort des Fahrzeugs im Kreis Rendsburg-Eckernförde (ECK) liegt, seine Erkennungsnummer ist IG 987.

Beispiel: Eierkennzeichnung

Der Erzeugercode (siehe Wikipedia), der auf Hühnereiern im Handel in der EU zu finden ist, codiert Informationen über die Herkunft des Eis und die Haltungsform der Hennen. Der Code besteht aus Ziffern und Buchstaben und hat in Deutschland die Form (Syntax): eine Ziffer zwischen 0 und 3, zwei Buchstaben, sieben Ziffern, wobei die Ziffern- und Buchstabengruppen durch Bindestriche getrennt werden.4

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Die Bedeutung (Semantik) des Codes ist folgendermaßen:

  • Die erste Ziffer gibt die Haltungsform an (0 für Ökologische Erzeugung, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung, 3 für Käfighaltung).
  • Die beiden Buchstaben geben das Herkunftsland an (DE für Deutschland).
  • Der letzte Teil gibt die Betriebsnummer an, wobei in Deutschland die ersten beiden Stellen das Bundesland (01 für Schleswig-Holstein), Stellen 3–6 den Betrieb und Stelle 7 den Stall identifizieren.

Beispiel: Der Erzeugercode 1-DE-0123456 gibt an, dass das Ei aus Freilandhaltung (1) in Schleswig-Holstein (DE-01) vom Betrieb mit der Kennnummer 2345 aus Stall 6 stammt.

In beiden Beispielen (Kfz-Kennzeichen und Erzeugercode) hat der Code eine bestimmte Struktur und besteht aus einer begrenzten Menge von Zeichen, wobei bestimmte Zeichen nur an bestimmten Positionen im Code erlaubt sind. Dabei werden Teilinformationen durch bestimmte Teile des Codes repräsentiert, beispielsweise ein Land (Herkunftsland des Eis) durch zwei Buchstaben an Position 2 und 3 im Erzeugercode oder ein Land-/Stadtkreis (Standort des Kfz) durch 2–3 Buchstaben zu Beginn des Kfz-Kennzeichens.

Digitale Codierung

Bei der rechnergestützten Informationsverarbeitung werden Informationen durch digitale Codes dargestellt, das bedeutet, dass sie in Form von endlich vielen diskreten Werten – also Werten aus einem abzählbaren und ebenfalls endlichen Wertebereich – dargestellt werden. Digitale Daten lassen sich also unter anderem durch endliche Folgen von Ganzzahlen beschreiben. Das Gegenstück sind analoge Daten, die aus stufenlos darstellbaren Werten bestehen.

Beispiel: Eine Digitaluhr (ohne Sekundenanzeige) repräsentiert die kontinuierliche (analoge) Tageszeit durch zwei diskrete Werte: eine von 24 Stunden und eine von 60 Minuten, es werden also nur 24⋅60 = 1440 verschiedene Zustände der Zeit unterschieden.

Der Prozess, analoge Daten in digitale Daten umzuwandeln, wird als Digitalisierung bezeichnet. Typische Beispiele sind die Digitalisierung von Schalldruckmessungen bei Tonaufnahmen mit einem Mikrofon oder die Digitalisierung von Helligkeitswerten beim Scannen von analogen Dokumenten. Inzwischen liefern die meisten Aufnahmegeräte und Sensoren, denen wir im Alltag begegnen, von vornherein digitale Daten, siehe beispielsweise die Bild- und Sprachaufnahme mit dem Handy oder die Messergebnisse eines Digitalthermometers.

Für IT-Systeme wie Rechner oder Netzwerkgeräte ist insbesondere die Darstellung durch binäre Codes relevant, also durch endliche Folgen der Werte 0 und 1, da Daten bei solchen Systemen aus technischen Gründen auf diese Werte intern (im Speicher, bei der Datenübertragung) repräsentiert werden.

Ziel dieses Moduls ist es, einen Überblick über verschiedene Methoden zu bekommen, wie Informationen digital repräsentiert werden können und konkrete Anwendungsbeispiele untersuchen: unter anderem Dateiformate für Texte und Bilder und die Darstellung von Informationen im Internet in Form von HTML-Dokumenten.

In den ersten Lektionen werden wir uns systematisch mit der digitalen bzw. speziell der binären Codierung verschiedener Arten von Daten beschäftigen – konkret von Zahlen und Textzeichen (vgl. Fachanforderungen D10/11) sowie Bildern (vgl. Fa. D24/25) – und anschließend Verfahren zur grafischen Codierung digitaler Daten (u. a. in Form von Barcodes) und zur Datenkompression untersuchen (vgl. Fa. D12/13).


  1. Laut Duden sind Daten ganz allgemein durch Beobachtungen, Messungen u. a. gewonnene (Zahlen-)Werte und darauf beruhende Angaben, siehe https://www.duden.de/rechtschreibung/Daten (Stand August 2021) ↩︎

  2. siehe z. B. Luciano Floridi: Information: A Very Short Introduction, Oxford University Press, 2010 ↩︎

  3. Der Begriff “Zeichen” muss hier in einem sehr allgemeinen Sinne verstanden werden, so lassen sich natürlich auch Zusammensetzungsregeln – also eine Syntax – für grafische oder akustische Daten festlegen. ↩︎

  4. In anderen Ländern kann die letzte Zeichengruppe (die Betriebsnummer) auch Buchstaben enthalten und länger oder kürzer sein. ↩︎